29.8.2023 / FÖJ im Tierpark Wolgast zeigt den Weg zum Wunschberuf
Was die Arbeit während eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) in einem Zoo oder Tierpark betrifft, gibt es viele weitverbreitete Vorstellungen. Diese sollte man aber gleich vergessen, mahnt Amalia Sonnenfeld. Die 18-Jährige ist seit 1. September 2022 die aktuelle FÖJ-Kraft im Tierpark Wolgast und weiß: „Beim FÖJ füttert und streichelt man die Tiere nicht bloß! Die Aufgaben sind viel komplexer und fordernder.“ Wie viel Arbeit eine Tierpflegekraft täglich zu bewältigen hat, sei auch ihr vorher nicht bewusst gewesen, gibt Amalia selbstkritisch zu.
„Es ist nicht immer spannend, aber sowas gehört dazu“
Bei ihrem FÖJ sind Tätigkeiten wie das Zusammenfegen und Entsorgen von Kot, Futterresten und Stroh, das Reinigen von Tierhäusern und Futterküche selbstverständlich und werden vorausgesetzt. „Es ist nicht immer spannend, aber sowas gehört zur Arbeit in der Tierpflege dazu“, betont die junge Erwachsene. Montag, Mittwoch und Freitag sortieren sie oder Kollegen das Tierfutter, das die Handwerker des Tierparks zuvor bei hiesigen Supermärkten gesammelt haben. Futter für die verschiedenen Tierarten, wie Erdmännchen, Nasenbären und Silberfüchse, muss jeden Tag geschnitten werden. Dabei wechselt Amalia sich je nach Kapazität mit ihren Kolleginnen und Kollegen ab.
Vier Wochen waren zu Beginn ihres FÖJ nötig, um zu lernen, welche Tiere welche Futtermischung brauchen. „Trotzdem lerne ich immer noch jeden Tag dazu“, sagt Amalia. Kurze Gespräche und das Scherzen mit Tierpflegekollegen während der Arbeit stärkt den Zusammenhalt und lockert die Stimmung. Gleichzeitig bespricht man kommende Aufgaben und Schwerpunkte. So weiß sie von Kollegin Karin Grewe, dass Erdmännchen eigentlich keine Tomatenstücke mögen. Nur wenn die Tomaten sehr klein sind und süß schmecken, kommt das Gemüse in die Futterschale aus Metall. Wasser- und Futternäpfe in ihren Revieren reinigt sie regelmäßig – aus Liebe zu den Tieren und ästhetischen Gründen.
Der Weg zum FÖJ
Für Tiere habe sie sich schon immer interessiert, sagt die gebürtige Greifswalderin, die zuletzt die Martinschule der Hansestadt besucht hat. Auf einen Vorschlag ihrer Familie hin habe sie sich auf eine Stelle für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beworben. Tierparkleiter Mirko Daus wählte die Gesamtschülerin aus mehreren Bewerberinnen und Bewerbern aus und wurde nicht enttäuscht. Das liegt auch daran, weil sie sich intensiv mit dem Natur- und Artenschutz auseinandersetzt, dem sich der Tierpark Wolgast verschrieben hat. Anlagen wie das Sumpfbeet und der Amphibienteich sind bereits wichtige Habitate für Kleinlebewesen. Zu gegebener Zeit soll auf dem Gelände der Parkverwaltung ein Artenschutzzentrum entstehen, um das Amalia sich ebenfalls kümmern wird.
Nach dem Ende ihres Einsatzes am 31. August 2023 wird Amalia mit Zustimmung der zuständigen Behörden ein Jahr im Tierpark Wolgast weiterarbeiten. Danach beginnt sie hier eine Lehre zur Tierpflegerin mit ihrer zukünftigen Ausbilderin Anette Tappert. „Ich mag die Arbeit hier. Ich bleibe auch, weil es mir um die Menschen und die Tiere hier geht“, erklärt Amalia.
Das FÖJ im Tierpark hat der mittlerweile in Wolgast lebenden jungen Frau sehr bei ihrer beruflichen Orientierung geholfen und dazu beigetragen, ihren Wunschberuf zu finden. „Hier habe ich bislang viel gelernt und gesehen, was mir vorher nicht bewusst war“, betont Amalia. Auch dank ihrer Kolleginnen und Kollegen, die sie sehr schnell akzeptierten, konnte Amalia ihre eigenen Fähigkeiten testen und stellt sich seitdem immer wieder neuen Herausforderungen.
Kein Tag ist wie der andere
Wie in vielen Berufen gibt es auch in ihrem zukünftigen Beruf eine Tagesroutine. Trotzdem ist für die zukünftige Auszubildende kein Tag wie der andere. Mit der Zeit lernte sie alle Tiere des Parks und deren Eigenarten kennen. Wie die der Schweine: Sau „Nanni“ braucht im Stall Platz zum Ausweichen vor ihren Pflegern, sonst fühlt sie sich bedrängt und reagiert entsprechend aggressiv. Die im August 2020 geborenen Männchen der Minischweine dagegen lassen sich lieber streicheln als ihre weiblichen Geschwister. Kollegin Kaja Nowak zeigt ihr, wie sie die Hufe der beiden Eselstuten Lydia und Matilda richtig reinigt. So setzen sich keine Fremdkörper fest, die zu Infektionen bei den Tieren führen können. Bei den Schaufütterungen von Zwergottern und Nasenbären überzeugt Amalia ihr Publikum durch ihre lockere Erzählweise und aufgeschlossene Art. Tipps zum richtigen und souveränen Umgang hat sie vom Team der Tierpflege bekommen.
Keinen Illusionen hingeben
Auch wenn Amalia ihre tierischen Schützlinge schnell liebgewonnen hat – der zutrauliche Zwergziegenbock „Whisky“ hat es ihr besonders angetan –, Illusionen will und darf sie sich in ihrem Beruf nicht hingeben. Sie weiß, dass manche ihrer Schützlinge letztlich Futtertiere für andere Arten sind oder geschlachtet werden. Die Schicksale der Tiere gehen ihr zwar nahe. Trotzdem esse sie Fleisch, aber „nicht viel“, gleiches gilt auch für Milchprodukte.
Für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr würde sich die Wolgasterin wieder entscheiden, resümiert sie. Sich für die Umwelt einsetzen konnte Amalia bisher auch bei ihrer Arbeit rund um den im Jahr 2019 zum Schutz und Erhalt wichtiger Arten angelegten Amphibienteich im Tierpark. Sie informiert zu Aktionstagen die Besucherinnen und Besucher über das Habitat für Amphibien, Reptilien und andere Lebewesen, für die der Amphibienteich ein wichtiger Lebensraum ist.
Bewerbungen und Infos zum FÖJ
Bewerbungen können bei den FÖJ-Regionalbüros in Greifswald und Waren/Müritz von Februar bis Ende Mai eingereicht werden. Auch später eingehende Bewerbungen können noch berücksichtigt werden, sofern ein Platz frei ist. Wer sich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Tierpark Wolgast interessiert, erhält Informationen unter 03836-203713 (Montag bis Freitag, 7 bis 16 Uhr) oder schreibt an info@tierparkwolgast.de. Die nächste freie FÖJ-Stelle im Tierpark Wolgast ist für den 1. September 2024 ausgeschrieben. Mehr Informationen zum FÖJ gibt es auf dem Regierungsportal MV und der Homepage des Bundesarbeitskreis FÖJ.